Der Gral, ich werde ihn finden oder sterben.
König Artus und seine Gemahlin Ginover haben die Zeiten überdauert und genießen
ihr Dasein als moderne Nomaden. Sie erzählen die Geschichte ihres Zöglings Parzival.
Geblieben ist ihnen die Tafelrunde, die sie ständig mit sich tragen. Diese ist das Zentrum
Bilder, durch Licht und Schatten entsteht eine magische Dimension. Über den Bilderreichtum
hinaus wird die Inszenierung von einem unverstaubten Zugriff auf den 900 Jahre alten Stoff
sowie von sprachlicher Brillanz im Umgang mit der Versform des Wolfram von Eschenbach
getragen. Ein Stück zum Staunen und Lachen.
Sommerfrisch
Ein altes, immerjunges Ehepaar erzählt eine Geschichte. Die alte Mär führt über
Waldeinsamkeit und Artus´ Hof zur langen Gralssuche und glücklichem Ende.
Der Hof des Kirms-Krackow-Hauses erfüllt sich vor einhundertzwanzig Zuschauern
mit Poesie, Witz und dem Charme eines liebevollen Geschlechterkampfes. Eineinhalb
Stunden fesselt die geistreich erzählte Saga "Parzival", einer Gemeinschaftsproduktion
des "Figurentheaters" und der "Theaterfirma" Erfurt das Publikum mit intelligenter,
einfallsreicher Dramaturgie (Regie: Harald Richter), einer faszinierend multifunktionalen
Bühne (Ulrike Mitschke) sowie den virtuosen und spielfreudigen Akteuren Christiane
Weidringer und Klaus Michael Tkacz. Vielfältig und kurzweilig agieren sie mit Dialekten,
Puppen und Requisiten, hinterfragen die Handlung scherzhaft und ernten nach
eineinhalb Stunden begeisterten Applaus. Amüsiermechanismen dienen der lockeren
Erzählweise und erstarren dank der Darsteller nie in Routine. Aktuelle Seitenhiebe
gegen Werbung und Fernsehwelten, ein liebenswürdiges Publikumsspiel,
abwechslungsreiche Erzählformen von mittelhochdeutscher Rezitation bis Schattentheater
machen "Parzival" zu einem empfehlenswerten Sommertheater-Erlebnis, welches Maßstäbe
im Genre setzen kann.
Matthias Huth
Spieler: Christiane Weidringer, Klaus Michael Tkacz
Regie: Harald Richter
Ausstattung: Ulrike Mitschke